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Schiers
26.06.2021
25.06.2021 14:23 Uhr

Im Kampf gegen die Neophyten

Die fünfte Klasse aus Schiers mit Klassenlehrerin Iris Nüesch  und Landwirt Georg Wieland.
Die fünfte Klasse aus Schiers mit Klassenlehrerin Iris Nüesch und Landwirt Georg Wieland. Bild: zVg
Auf einem Feld des Landwirts Georg Wieland wuchert das Berufskraut. Dieses Kraut stammt ursprünglich aus Nordamerika und hat den Weg als Gartenpflanze zu uns gefunden. Vor rund einer Woche haben Schülerinnen und Schüler für einen Tag dem Schierser Landwirt geholfen, der unerwünschten Neo- phyten-Art den Garaus zu machen.

Invasive Neophyten sehen wir leider nicht nur in den Gärten, wo sie eigentlich hingehören. Sie sind schön anzusehen. Von den gebietsfremden Pflanzen zählt die Schweizer Flora gegen 550 Arten. Wörtlich übersetzt heisst Neophyten «Neue Pflanzen» – so werden Pflanzen bezeichnet, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 bei uns absichtlich oder versehentlich eingeschleppt wurden, und in der Folge auch verwilderten.

Einige dieser Arten konnten sich gut in unsere Umwelt integrieren wie beispielsweise die Rosskastanie oder das Kleine Springkraut. Einige wenige können sich hingegen invasiv verhalten. Diese Neophyten sind problematisch, da sie sich auf Kosten einheimischer Pflanzen so stark ausbreiten, dass die biologische Vielfalt gefährdet wird. In der Schweiz zählt man 41 Arten, die nachweislich schädlich sind, und 17 die als potenziell schädlich gelten. Gegen die weitere Ausbreitung dieser schädlichen Pflanzen muss nun intensiv angekämpft werden.

Vom Berufskraut heimgesucht

Das unerwünschte Berufskraut hat bereits grosse Flächen eingenommen – so geschehen auch bei einem Feld von Georg Wieland aus Schiers. Diese Neophyten-Art, die optisch stark der Kamille ähnelt, sollte nun so rasch wie möglich entfernt werden. Dafür hat der Landwirt am Dienstag vor einer Woche Unterstützung von der Schule Schiers erhalten. Das Berufskraut ist ungiftig, wird aber vom Vieh gemieden. Daher kann es sich auf Weiden und Allmeinden massiv vermehren. Auf Magerwiesen verdrängt dieses wie auch andere invasive Neophyten oft die schon selten gewordene Flora. Ab dem Juli tragen diese Pflanzen bereits reife Samen, die vom Wind weitergetragen werden und sich auf diese Weise ausbreiten können. Bekämpft werden müssen sie daher vor der Blühte. Auf dieser Wiese waren im Vorjahr «nur» einzelne Pflanzen des sogenannten «Einjährigen Berufskrauts» zu finden. In diesem Jahr sind sie nicht mehr zu übersehen, wie Georg Wieland berichtet.

Landwirt Georg Wieland weiss, dass die Pflanzen mit dem Wurzelwerk entfernt werden müssen. Bild: zVg

Helfende Schülerhände

Zwei Primarschulklassen haben sich anerboten, tatkräftig bei der Bekämpfung der unerwünschten Pflanzen mitzuhelfen. Das dies so möglich war, lag sicherlich auch daran, dass beiden Klassenlehrerinnen Iris Nüesch – Lehrerin der fünften Klasse – und Iris Hitz – Lehrerin der sechsten Klasse – selbst die Landwirtschaft nicht fremd ist. Die beiden Schulklassen wurden von Georg Wieland instruiert und aufgeklärt. Den Schülern wurde genau gezeigt, welche der vielen Pflanzen die schädliche ist, welchen Schaden sie in der Natur anrichtet und wie sie beseitigt werden muss – mit dem Wurzelwerk ausreissen und in einen Müllsack stecken. Diese kann dann der Landwirt kostenlos bei der Entsorgungsstelle abgeben. Um die Übersicht über die vielen Schüler zu behalten, zupften die Fünftklässler am Vormittag das Berufskraut aus und die Sechstklässler am Nachmittag.

Auch, wenn sich diese beiden Klassen freiwillig gemeldet haben, Georg Wieland bei der Beseitigung der Neophyten-Art zur Hand zu gehen, wird er ihnen als Dank, einen Beitrag in die Klassenkasse geben. So wurden mit dieser Aktion gleich mehrere gute Taten begangen. Die Schüler konnten raus in die Natur und haben dabei etwas gelernt. Unserer Natur konnte ein stückweit ihr Lebensraum zurückgegeben werden, und Georg hatte Dutzende helfende Hände bei einer Arbeit, die allein trostlos wäre.

Die 34 Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen und Begleitpersonen haben an diesem Tag grossartige Arbeit geleistet und erstaunliche 15 volle, grosse Müllsäcke mit dem Berufskraut zusammengetragen. Und es hat noch immer unzählige Pflanzen vom Einjährigen Berufskraut in der Wiese von Georg Wieland. Damit hat der Kampf gegen die invasiven Neophyten erst begonnen.

Einjähriges Berufskraut (Erigeron annuus)

Schwarze Liste: Die «Schwarze Liste» bezeichnet diejenigen invasiven Neophyten der Schweiz, die in den Bereich Biodiversität, Gesundheit oder Ökonomie Schäden verursacht. Die Ausbreitung dieser Pflanzen muss verhindert werden. 

Beschrieb: Das «Einjährige Berufskraut» ist eine Krautpflanze und wird bis zu einem Meter hoch. Die Pflanze ähnelt optisch sehr stark der Kamille, das Berufskraut ist jedoch behaart und hat ungeteilte, grob gezähnte Blätter. Ab Juni bestehen erste reife Samen, die meist schon im Herbst keimen. Die Früchtchen sind mit einem Schirmchen versehen, wodurch sie Kilometer weit vom Wind getragen werden können. 

Gefahr: Das Berufskraut ist nicht giftig, wird aber vom Vieh gemieden und kann sich daher auf Weiden massiv vermehren und verunkrauten. Sie gedeihen am liebsten auf Magerwiesen und sind sehr konkurrenzstark. 

Bekämpfung: Die Pflanze muss noch vor der Blüte ausgerissen werden und in der Kehrichtverbrennungsanlage entsorgt werden.

ls/pd