Donnerstag, 9.45 Uhr: Der Lernende Polygraf Luca Baumann kehrt vom Bäcker in die Druckerei Schiers zurück. Doch er kommt nicht allein. In seiner Hand hält er ein kleines Fledermaus-Junges, das nicht grösser als zwei Zentimeter ist, noch kein Fell hat und dessen Augen verschlossen sind. «Diese kleine Fledermaus habe ich auf dem Rückweg meiner Znüni-Tour auf der Strasse gefunden», erzählt er den staunenden Mitarbeitern der Druckerei. «Sie ist einfach dort gelegen und das war viel zu gefährlich.» Wo sie herausgefallen sei, konnte er nicht sehen. Deshalb habe er entschieden, sie in die Druckerei zu bringen.
Viel Ruhe
Allen ist klar, dass die kleine Fledermaus nicht in der Druckerei bleiben kann. So schnell wie möglich muss ein geeignetes Plätzchen, wo sie artgerecht versorgt wird, für sie gefunden werden. Während sich Luca Baumann und eine Arbeitskollegin auf die Suche nach geeignetem Material für ein Nest machen, zieht die P&H-Redaktion das Internet zu Rate. Schon bald hat sie die Telefonnummer von Miriam Lutz Mühlethaler, kantonale Fledermaus-Beauftragte Graubünden, in Rhäzüns gefunden und mit ihr Kontakt aufgenommen. «Am besten wäre es, die kleine Fledermaus wieder in der Nähe des Fledermaus-Quartiers an einer erhöhten Stelle hinzulegen, wo es dann eventuell von der Mutter abgeholt werden kann», sagt sie zu Beginn des Gesprächs. Da dies in unserem Fall nicht möglich ist, rät sie der Redaktion, die kleine Fledermaus in eine mit Haushaltspapier ausstaffierte kleine Kartonschachtel zu legen und ihr sehr viel Ruhe zu gönnen. Um die Fledermaus, aber auch sich selbst vor Krankheitserregern zu schützen, sollten diese laut Fledermaus-Fachfrau nur mit Handschuhen oder einem gut schützenden Tuch angefasst werden.
Findelkind-Aufnahme
Im Weiteren erzählt sie von Ladina Thomasin Kühne in Fläsch, die Fledermaus-Jungtiere in der P&H-Region aufnimmt und aufpäppelt, bis sie flugfähig sind. Da Miriam Lutz nicht genau weiss, ob die Primarlehrerin noch Kapazitäten frei hat, möchte sie zuerst bei ihr nachfragen. «Sonst müsse sie weitersuchen», führt die Bündner Fledermaus-Beauftragte weiter aus. Bis sich Miriam Lutz wieder bei der Redaktion meldet, versucht der Polygraf im ersten Lehrjahr, das Fledermaus-Junge mittels einer Pipette gefüllt mit Wasser zum Trinken zu bewegen, damit es nicht austrocknet.
11 Uhr: Miriam Lutz meldet sich, nach einer gefühlten Ewigkeit, wieder bei der Redaktion und sagt, dass die ehrenamtliche Fläscher Fledermaus-Quartierbetreuende noch Platz für unser Fledermaus-Junges hat. Ladina Thomasin Kühne und ihr Ehemann Jörg Kühne, beide Mitglieder der Schweizer Stiftung Fledermausschutz, beschützen und betreuen die Fledermauskolonie in der Turmzwiebel des Fläscher Gotteshauses. Schnell ist der Kontakt mit ihr aufgenommen und schon bald abgemacht, wohin in Fläsch unser Findelkind mit dem Auto gebracht werden muss. Diese Aufgabe kommt dem ehemaligen P&H-Chefredaktor Marco Schnell zuteil, der eigentlich nur mal kurz in der Druckerei Schiers Hallo sagen wollte.