Ruth Eugster, Präsidentin der Zizerser Landfrauen, erinnert sich noch genau, wie sie zum ersten Mal mit dem Weben in Kontakt kam. «Ich war auf dem Zizerser Herbstmarkt, habe den Stand der Landfrauen gesehen und die schönen Sachen bestaunt. Kurz darauf stattete ich der Webstube einen Besuch ab und war begeistert. So fing ich mit Weben an. Das war vor sechs Jahren.» Eine ähnliche Faszination für das Weben entwickelte die aktuelle Webstubenleiterin Domenica Flütsch, ebenfalls am Zizerser Herbstmarkt. «Über viele Jahre habe ich dort immer den Stand besucht und gesagt: Das würde ich mir so gerne mal ansehen. Es dauerte über 10 Jahre, bis ich es endlich mal schaffte, mich auch zu melden. Ich durfte ausprobieren und fing direkt Feuer. Ohne zig Kurse und viel Theorie wurde ich von Agnes Kaufmann einfach an einen Webstuhl gesetzt und machte erste Versuche.»
Ein vielseitiges Handwerk
Auch wenn das Weben für alle Weberinnen ein Hobby bleiben soll, finde man bei ihnen einen einfachen Einstieg in das spannende und interessante Handwerk. Für Agnes Kaufmann gebe es viele Gründe, ihr Wissen weiterzureichen. «Das Schöne am Weben ist, dass es wohl ein altes Handwerk ist, aber unglaublich vielseitig und wahnsinnig wandelbar ist. Man kann sich austoben, von sehr traditionell bis sehr modern. In der Zizerser Webstube pflegen wir aber nicht eine Kunstform, sondern fertigen Dinge für den täglichen Gebrauch.» Für Ruth Eugster ist es auch ein Handwerk, welches den Umgang mit Textilien verändert, denn wer selber webe, erkenne, wie viel Arbeit in einem Stück Stoff stecke. Für Domenica Flütsch ist es auch die Pflege einer Tradition. «Früher gehörte das Weben oft zu den häuslichen Aufgaben, wie das Nähen oder Stricken, und man hat so viel wie möglich selber hergestellt. Ganze Aussteuern wurden hier gewoben oder meterweise Stoff für Kleidung und Trachten. Handwerk hat immer auch mit gelebter Tradition zu tun, mit Identität.» Obwohl es relativ komplex aussieht, wenn die Landfrauen ihre Webstühle in Gang setzten, laut Agnes Kaufmann sei das Weben selber keine Hexerei. «Aber die Technik, wie alles zusammenhängt, von den Pedalen über die Verschnürungen und die verschiedenen Schäfte, bis jeder Faden am richtigen Ort eingefädelt und aufgefädelt ist, das ist enorm kompliziert und anspruchsvoll. Wenn das aber steht, dann haben auch Anfänger schnell ein Erfolgserlebnis. Weben an sich ist keine Kunst. Aber das ganze Handwerk mit allem Drumherum ist es wohl.»