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Luzein - St. Antönien
12.09.2021
09.09.2021 14:22 Uhr

«In jedem Fall wird der Fels laufend beobachtet»

Der Felssturz an der Sulzfluh fotografiert und gefilmt von Hans Gantenbein am Donnerstagnachmittag.
Der Felssturz an der Sulzfluh fotografiert und gefilmt von Hans Gantenbein am Donnerstagnachmittag. Bild: zVg
Am Donnerstagnachmittag ist es in St. Antönien zu einem Felssturz gekommen. Der P&H wurde darüber von Hans Gantenbein informiert, der sich zur Zeit des Felsabsturzes an der Sulzfluh mit seiner Ehefrau Sonja in der Nähe auf einer Wanderung befand. Ablauf einer Zeitungsrecherche.

«Meine Frau Sonja und ich waren an diesem Tag auf einer Wanderung vom Parkplatz Partnun P6 zur Carschinahütte, als wir plötzlich ein lautes Rumpeln von der Sulzfluh herab hörten», erzählt  der im zürcherischen Adetswil wohnhafte Hans Gantenbein. Sie seien gut noch eine halbe Stunde von der Carschinahütte entfernt gewesen – oberhalb der Carschinaalp. «Eigentlich wollten wir von dort zur Carschinahütte und von da auf dem oberen Wanderweg weiter nach Partnun. Als sich aber genau zu der Zeit der Felssturz ereignete, und wir nicht wussten, ob dieser Weg in Mitleidenschaft gezogen worden war, haben wir uns für den unteren, etwas längeren Weg entschieden, erzählt Gantenbein, dessen Vater aus Seewis stammte, weiter. Kurz nach dem Felssturz hätten sie beobachten können, wie ein Rega-Helikopter das Gebiet um den Klettersteig überflogen habe, fügte der Wanderer seinen Ausführungen noch hinzu.

Rega prüfte Ereignisort

Laut Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, ist durch den Felssturz an der Sulzfluh kein Personenschaden entstanden. «Über das Ereignis wurden wir am Donnerstag von der Rega-Einsatzzentrale informiert», antwortet er auf Nachfrage des P&H. Um mehr darüber zu erfahren, nehmen wir Kontakt mit Adrian Schindler, Mediensprecher der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega, auf. «Die Einsatzzentrale der Rega war nach dem Felssturz alarmiert worden, weil eine Kletterroute durch diese Wand verläuft und möglicherweise Kletterer in Not sein könnten», erklärte der Mediensprecher. Deshalb habe die Rega-Einsatzleiterin die Crew der Basis Untervaz aufgeboten. Diese sei sofort zum Einsatzort geflogen und habe aus der Luft geprüft, ob jemand Hilfe benötigte oder ob es Hinweise darauf gebe, dass jemand zu Schaden gekommen sei. «Da es aus der Luft keine Hinweise auf betroffene Kletterer gab, flog die Rega-Crew zur Carschinahütte», so Schindler weiter. «Auch das Hüttenpersonal hatte keine Hinweise darauf, dass sich zum Zeitpunkt des Felssturzes Kletterer in der Wand befunden hätten.» Danach sei der Einsatz für die Rega-Crew beendet gewesen.

Bild: zVg

Material zertrümmert

Neben der Rega hat sich auch der Luzeiner Gemeindepräsident Christian Kasper zusammen mit dem lokalen Naturgefahrenberater Martin Hardegger und einem Geologen ein Bild der Situation nach dem Felssturz an der Sulzfluh aus der Luft gemacht. «Beim Felssturz sind glücklicherweise weder Menschen noch Tiere zu Schaden gekommen», sagt er als erstes gegenüber dem P&H. Auch habe es keinen Sachschaden gegeben. «Auf unserem Rekoflug konnten wir erkennen, dass am Südpfeiler der Sulzfluh ein Teil eines Felsturms abgebrochen war. Gemäss Schätzung des Geologen müssen es 2500 bis 3500 Kubikmeter Gesteinsmaterial gewesen sein, welche die rund 600 Meter hohe Felswand heruntergestürzt sind.» Durch diesen Sturz sei das Material in kleine Steine zertrümmert worden, die dann auf der Geröllhalde am Fusse der Felswand zu erkennen gewesen seien. «Weil dort keine wirklich grossen Brocken aufgeschlagen waren, war auch der Wanderweg nicht gefährdet», sagt Hardegger. Aus Sicherheitsgründen seien zurzeit der Zustieg über den Alpinwanderweg (blau/weiss) zum Klettersteig sowie die Kletterrouten rechts und links von der Absturzstelle gesperrt. Laut Aussage des lokalen Naturgefahrenberaters sind hingegen der Zustieg über den Wanderweg Richtung Partnuntafel (rot/weiss) sowie der Wegweiser (blau/weiss) entlang Richtung Sulzfluh offen.

Wetter als Grund?

Warum es zu diesem Felssturz gekommen ist, kann Hardegger nicht genau sagen. Ein Auslöser könne der nasse Sommer gewesen sein. «Momentan ist der Fels ruhig. Dennoch sind kleinere Felsabbrüche nicht auszuschliessen», führt Hardegger aus. «In jedem Fall wird der Fels laufend beobachtet», versichert er. Zudem ziehe die Gemeinde Luzein in Betracht, dass noch diesen Herbst oben am Felsen zwei Fixpunkte zur Markierung gesetzt werden. Anhand dieser könne dann im Frühling nach der Ausaperung, das heisst, wenn der Schnee geschmolzen ist, kontrolliert und gemessen werden, ob sich am Felsen etwas verändert habe.

ls