Endlich seid ihr mit dem Stück Küstenpfad wieder unterwegs. Wie befreiend ist das für euch?
Es ist wunderbar wieder arbeiten zu dürfen! Theater funktioniert einfach nur mit Publikum. Auch wenn alles geprobt und geplant ist, prägen die Stimmung im Saal und die Reaktionen der Zuschauer das Geschehen. Wir freuen uns über jeden Lacher und sind bewegt über die Momente, wo alles ganz still ist, die Menschen ganz mitgehen mit dem Geschehen auf der Bühne. Es ist für die Darsteller/innen und Techniker auch eine grosse Erleichterung wieder Aufträge zu haben und etwas verdienen zu können. Gerade Kunstschaffende in Teilzeit hatten es während dem Lockdown schwer ein Auskommen zu finden. Nun ist es eine Freude wieder das machen zu dürfen, was man gelernt hat und liebt.
Wie reagiert das Publikum darauf, dass ihr wieder tourt?
Die Menschen, die in unseren Aufführungen sitzen, sind begeistert und dankbar. Die Aufführungen sind für viele ein Ort zum Abschalten vom Alltag, etwas ganz anderes sehen, wenigstens in Gedanken auf Reisen zu gehen und wiedermal von Herzen zu lachen. Allerdings spüren wir bei den Ticketverkäufen immer noch eine grosse Zurückhaltung der Menschen. Bis jetzt konnten wir noch keine Aufführung kostendeckend machen, weil zu wenige Tickets verkauft wurden. Ich weiss nicht, ob sich viele daran gewöhnt haben, ohne Livekunst und Kultur zu leben? Oder sind alle wieder so im Alltagsstress drin, dass kein Raum ist für Freizeit? Oder ist es wirklich immer noch die Angst vor einer Ansteckung?
Wie seht ihr das mit der Zertifikatspflicht?
Es ist schon ohne Zertifikat bei jedem Auftritt ein Minus entstanden. Ich gehe davon aus, dass für Menschen ohne Zertifikat der Aufwand zu gross sein wird eine Aufführung zu besuchen. Das heisst, dass es wohl noch schwieriger wird, genug Zuschauer/innen zu gewinnen. In Zukunft werden also wohl wieder Veranstaltungen ausfallen, weil man es sich einfach nicht leisten kann. Es ist für mich schwer zu akzeptieren, dass wieder die sowieso schon geschädigten Branchen hinhalten müssen. Keine Ahnung, ob und wie «Bühnenreif» diese nächste Herausforderung überstehen wird. Zur Zeit habe ich einen Aushilfsjob, um einigermassen über die Runden zu kommen. Aber wir spielen natürlich so viel wie irgendwie möglich. Weil wir es lieben. Und weil die Menschen das jetzt brauchen.
Für die Musicalproduktion habt ihr jeweils auch Workshops angeboten. Fallen diese wegen Corona komplett weg?Nein, das Workshopangebot bleibt bestehen. In kleinen Gruppen darf ja getanzt, gesungen und gespielt werden. Es hängt vom Bedürfnis des Veranstalters ab. In Wollishofen, am 13. November, sind zum Beispiel Workshopangebote am Nachmittag vor der Aufführung geplant. So besteht die Möglichkeit, von den Darsteller/innen zu lernen und diese kennen zu lernen. Auch sonst gibt es immer wieder Möglichkeiten Teil des Musicals Küstenpfad zu werden. Diesen Herbst gibt es eine Musicalwoche in Langenthal und nächsten Sommer ist eine Woche im Prättigau geplant. So ist es allen möglich, im Chor oder in der Tanzgruppe bei den Aufführungen mitzumachen. Infos dazu gibt es unter buehnenreif.ch