P&H: Herr Nützi, was kann am zweiten ReparierBar-Nachmittag in der Bibliothek Landquart alles zum Reparieren gebracht werden?
Reto Nützi: Im Moment beschränken wir uns auf den Bereich Elektrik, Elektronik, Mechanik und Textil. Eigentlich alles, was in diesen Bereichen innerhalb von etwa 30 Minuten repariert werden kann. Falls jedoch Ersatzteile benötigt werden, können wir natürlich nicht sofort reparieren. In diesem Fall nehmen wir die Sachen mit und melden uns dann beim Besitzer, wenn alles erledigt ist.
Die defekten Gegenstände werden laut Flyer mit Hilfe von Profis geflickt. Wer sind diese Profis?
Unsere Reparateurinnen und Reparateure sind auf ihrem Gebiet sehr geschickt. Es handelt sich dabei, je nach Tätigkeit, um Hobbywerker oder Profis, die Freude am Reparieren und an ehrenamtlichem Engagement haben. Die meisten sind tatsächlich Profis auf ihrem Gebiet, weil sie sich auch in ihrem beruflichen Alltag mit der Materie befassen.
Was gab es bei der Veranstaltung im Juni rückblickend mehrheitlich zu reparieren?
Leider kamen bei der ersten Veranstaltung nicht viele Leute. Dementsprechend gab es nicht viel zu reparieren. Mehrheitlich waren es jedoch elektronische Geräte aus der Unterhaltungsindustrie.
Jemand bringt einen seltenen Gegenstand zum ‹Flicken›, wofür nicht gerade ein Fachmann vor Ort ist. Wie gehen Sie in einer solchen Situation vor?
Wir behalten uns natürlich immer vor, einen Gegenstand nicht zu reparieren. Dann können wir eventuell Tipps geben oder einen Kontakt vermitteln. Hand aufs Herz: Bedeutet dieser ehrenamtliche Reparaturanlass nicht eine Konkurrenz für die Geschäfte und Handwerker in der Region? Das ist ein viel gehörtes Argument. Insofern ist es aber nicht relevant, da schlicht niemand mehr in der Region Gegenstände aus dem Bereich Elektronik, Elektrik und Mechanik kundenfreundlich selbst repariert. Als einziges den Verkauf von Neuware anzubieten, ist in diesem Moment auch kein starkes Argument für das lokale Gewerbe.
Wie läuft eine ReparierBar in Zeiten von Corona ab?
Die Idee einer ReparierBar ist auch, dass die defekten Sachen gemeinsam mit dem Besitzer repariert werden. Dies ist leider im Moment nicht möglich. Während die bei uns abgegebenen Sachen repariert werden, können ihre Besitzer, wenn sie wollen, die Zeit bei Kaffee, Kuchen und alkoholfreien Drinks vertreiben. Aus Erfahrung wissen wir mittlerweile, dass sich die Situation, coronabedingt dynamisch entwickeln und verändern kann.
Sie zeichnen als Projektleiter des Anlasses in Landquart verantwortlich.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Die Veranstaltung in Landquart ist auf Initiative des Frauenvereins Igis entstanden – zusammen mit dem Kinderlab und der Bibliothek Landquart. Ich wurde von Katharina Hausmann-Hoppeler, Präsidentin dieses Frauenvereins angefragt, ob ich eine ReparierBar in Landquart gründen möchte. Dies, weil ich bereits seit Jahren bei der ReparierBar in Davos mithelfe und dementsprechend Erfahrung habe.
Welches Ziel verfolgen die Organisatoren dieser Veranstaltung?
Mit der ReparierBar möchten wir dem Wegwerf-Trend entgegenwirken, und Altem wieder neues Leben einhauchen. Eine Verlängerung der Lebensdauer von Gütern ist für eine nachhaltige Zukunft essenziell. Auch ist uns kollektiv die Fähigkeit zum Reparieren abhandengekommen. Dies möchten wir wieder ändern. Übrigens stehen schweizweit alle ReparierBars- beziehungsweise Repair-Cafés unter der Schirmherrschaft des Schweizerischen Konsumentenschutzes.