«Am 1. Januar 1987 habe ich meine Stelle als Betriebsmechaniker in der Werkstatt beim Kraftwerk Klosters angetreten», beginnt René Langer-Guler, Fach Führung Ausführung Nord bei der Repower AG in Küblis, zu erzählen. In der Kraftwerkzentrale in Küblis wird das über die Kraftwerke Klosters und Schlappin eingeleitete Wasser zusammen mit Wasser aus den Fassungen der Landquart in Klosters und des Schanielabaches verarbeitet. «Zu meiner Tätigkeit im Wasserkraftwerk in Klosters zählte auch der Dienst bei den Wehranlagen, und mein Chef war Ruedi Camastral.» Bei dieser Arbeit habe er die Aussenanlagen vollumfänglich kennen lernen dürfen und sich gleichzeitig einen grossen Überblick verschaffen können, sagt Langer, Instandhaltungsfachmann mit eidgenössischem Fachausweis, der am 1. Januar 2022 sein 35-Jahr-Jubiläum bei der Repower AG feiern darf.
Strom für Eigenbedarf
Die 1918 gegründete AG Bündner Kraftwerke hatte zum Ziel, als einheitlicher Kraftproduzent aufzutreten und als solcher die gesamten bündnerischen Wasserkräfte zu verwerten. Die Idee der Gesellschaft war laut Conradin Clavout und Jürg Ragettli, Verfasser der 1991 im Verlag Bündner Monatsblatt erschienenen Dokumentation «Die Kraftwerkbauten im Kanton Graubünden», möglichst schnell ein Werk zu bauen, das Strom für den Eigenbedarf des Kantons und für den wirtschaftlichen Export produziert. Diese Bedingungen habe man damals im Projekt der Kraftwerke Küblis im Bündemji in Verbindung mit dem Davosersee als Akkumulierungsbecken erfüllt gesehen.
Heimatlicher Stil
Die Anlagen des Kübliser Wasserkraftwerks wurden zwischen 1919 und 1922 gebaut. Für die Baugestaltung verantwortlich zeichnete der St. Moritzer Architekt Nicolaus Hartmann. Für die funktionelle und elektrotechnische Gliederung des neuen Gebäudes wurde das Zürcher Ingenieurbüro Moor hinzugezogen. Aufgabe des Architekten war, einerseits einen Bau zu schaffen, der bestmöglich dem heimatlichen Stil entspricht und harmonisch in die Landschaft passt, wie in der Dokumentation zu lesen ist. So wurde bei Hartmanns Projekt unter anderem auch Tuffstein aus Capäls als Baumaterial verwendet und zur Verzierung der Fassade zur heimischen Sgraffito-Technik gegriffen.
Andererseits wurde verlangt, dass die äussere Gestaltung der Kraftwerkzentrale dem inneren Zweck, dem technischen Charakter der ganzen Anlage entsprechen solle. Hartmanns gewählte Gebäudeanordnung in Kreuzform war laut Dokumentation auf betriebliche Abläufe ausgerichtet und hatte den Vorteil, dass vom Kommandoraum aus ein Fenster zum Maschinensaal eine optimale Übersicht ermöglichte.
Gründung Rätia Energie
«Als mein Chef Ruedi Camastral 1994 in Pension gegangen ist, wurde mir die Stelle als Zentralenchef angeboten», führt der heutige Leiter Ausführung Technik weiter aus. In dieser Funktion war Langer neben der Instandhaltung, dem Betrieb und dem Unterhalt der Kraftwerkanlage Klosters auch für das Personal zuständig. «Bis zur Jahrtausendwende lief alles statisch ab», erzählt der heute 61-Jährige weiter. Zu weitreichenden Veränderungen und einem Strategiewechsel sei es gekommen, als sich die AG Bündner Kraftwerke im Jahr 2000 mit den Kraftwerken Brusio und den Rhätischen Werken für Elektrizität in Thusis zur neu gegründeten Rätia Energie mit Hauptsitz in Poschiavo zusammenschloss. «All diese Neuerungen erforderten von uns Mitarbeitern eine hohe Flexiblität», erinnert sich René Langer, der nach der Fusion unter anderem in die Planung Elektromechanik aufgestiegen war.
Sanierungskonzept
Im November 2001 war die Konzession für die Prättigauer Kraftwerke nach 80 Jahren abgelaufen. Im Rahmen der Neukonzessionierung nahm die Rätia Energie, wie der bereits erwähnten Dokumentation zu entnehmen ist, die Arbeiten am Sanierungskonzept in Küblis in Angriff. «Von 2003 bis 2004 durfte ich bei der Projektplanung der Kübliser Kraftwerkzentrale unter der Federführung des Puschlaver Fachingenieurs Gian-Paolo Lardi im Bereich Elektromechanik mitarbeiten», führt Langer aus. Von März bis Dezember 2005 wurde der Maschinensaal komplett umgebaut, und die sieben alten Maschinen wurden durch zwei neue Maschinengruppen ersetzt. «Es war für mich ein erhebender Moment, miterleben zu dürfen, wie den neuen Maschinen Leben eingehaucht wurde», erinnert er sich. Gian-Paolo Lardi kehrte daraufhin wieder nach Poschiavo zurück, und René Langer übernahm die Leitung des Instandhaltungsteams von Davos bis Landquart.