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Küblis
24.10.2021

Seit 1921 ist im Bündemji alles im Fluss

Die Baustelle des neuen Kraftwerks Küblis im Jahr 1920. Im Oktober 1922 wurde dieses nach einer  nur zweieinhalbjährigen Planungs- und Bauzeit vollständig in Betrieb genommen.
Die Baustelle des neuen Kraftwerks Küblis im Jahr 1920. Im Oktober 1922 wurde dieses nach einer nur zweieinhalbjährigen Planungs- und Bauzeit vollständig in Betrieb genommen. Bild: Repower
Vor 100 Jahren wurde im Kraftwerk Küblis zum ersten Mal Strom produziert. Im Rahmen dieses Jubiläums lädt Repower am Samstag, 23. Oktober 2021, Gross und Klein zum Tag der offenen Tür ein. Auch der P&H hat dies zum Anlass genommen, um mit René Langer-Guler, der seit bald 35 Jahren beim Energieunternehmen tätig ist, einen Blick in die Vergangenheit der Kübliser Kraftwerkanlage zu werfen.

«Am 1. Januar 1987 habe ich meine Stelle als Betriebsmechaniker in der Werkstatt beim Kraftwerk Klosters angetreten», beginnt René Langer-Guler, Fach Führung Ausführung Nord bei der Repower AG in Küblis, zu erzählen. In der Kraftwerkzentrale in Küblis wird das über die Kraftwerke Klosters und Schlappin eingeleitete Wasser zusammen mit Wasser aus den Fassungen der Landquart in Klosters und des Schanielabaches verarbeitet. «Zu meiner Tätigkeit im Wasserkraftwerk in Klosters zählte auch der Dienst bei den Wehranlagen, und mein Chef war Ruedi Camastral.» Bei dieser Arbeit habe er die Aussenanlagen vollumfänglich kennen lernen dürfen und sich gleichzeitig einen grossen Überblick verschaffen können, sagt Langer, Instandhaltungsfachmann mit eidgenössischem Fachausweis, der am 1. Januar 2022 sein 35-Jahr-Jubiläum bei der Repower AG feiern darf.

Strom für Eigenbedarf

Die 1918 gegründete AG Bündner Kraftwerke hatte zum Ziel, als einheitlicher Kraftproduzent aufzutreten und als solcher die gesamten bündnerischen Wasserkräfte zu verwerten. Die Idee der Gesellschaft war laut Conradin Clavout und Jürg Ragettli, Verfasser der 1991 im Verlag Bündner Monatsblatt erschienenen Dokumentation «Die Kraftwerkbauten im Kanton Graubünden», möglichst schnell ein Werk zu bauen, das Strom für den Eigenbedarf des Kantons und für den wirtschaftlichen Export produziert. Diese Bedingungen habe man damals im Projekt der Kraftwerke Küblis im Bündemji in Verbindung mit dem Davosersee als Akkumulierungsbecken erfüllt gesehen.

Heimatlicher Stil

Die Anlagen des Kübliser Wasserkraftwerks wurden zwischen 1919 und 1922 gebaut. Für die Baugestaltung verantwortlich zeichnete der St. Moritzer Architekt Nicolaus Hartmann. Für die funktionelle und elektrotechnische Gliederung des neuen Gebäudes wurde das Zürcher Ingenieurbüro Moor hinzugezogen. Aufgabe des Architekten war, einerseits einen Bau zu schaffen, der bestmöglich dem heimatlichen Stil entspricht und harmonisch in die Landschaft passt, wie in der Dokumentation zu lesen ist. So wurde bei Hartmanns Projekt unter anderem auch Tuffstein aus Capäls als Baumaterial verwendet und zur Verzierung der Fassade zur heimischen Sgraffito-Technik gegriffen.

Andererseits wurde verlangt, dass die äussere Gestaltung der Kraftwerkzentrale dem inneren Zweck, dem technischen Charakter der ganzen Anlage entsprechen solle. Hartmanns gewählte Gebäudeanordnung in Kreuzform war laut Dokumentation auf betriebliche Abläufe ausgerichtet und hatte den Vorteil, dass vom Kommandoraum aus ein Fenster zum Maschinensaal eine optimale Übersicht ermöglichte.

Gründung Rätia Energie

«Als mein Chef Ruedi Camastral 1994 in Pension gegangen ist, wurde mir die Stelle als Zentralenchef angeboten», führt der heutige Leiter Ausführung Technik weiter aus. In dieser Funktion war Langer neben der Instandhaltung, dem Betrieb und dem Unterhalt der Kraftwerkanlage Klosters auch für das Personal zuständig. «Bis zur Jahrtausendwende lief alles statisch ab», erzählt der heute 61-Jährige weiter. Zu weitreichenden Veränderungen und einem Strategiewechsel sei es gekommen, als sich die AG Bündner Kraftwerke im Jahr 2000 mit den Kraftwerken Brusio und den Rhätischen Werken für Elektrizität in Thusis zur neu gegründeten Rätia Energie mit Hauptsitz in Poschiavo zusammenschloss. «All diese Neuerungen erforderten von uns Mitarbeitern eine hohe Flexiblität», erinnert sich René Langer, der nach der Fusion unter anderem in die Planung Elektromechanik aufgestiegen war.

Sanierungskonzept

Im November 2001 war die Konzession für die Prättigauer Kraftwerke nach 80 Jahren abgelaufen. Im Rahmen der Neukonzessionierung nahm die Rätia Energie, wie der bereits erwähnten Dokumentation zu entnehmen ist, die Arbeiten am Sanierungskonzept in Küblis in Angriff. «Von 2003 bis 2004 durfte ich bei der Projektplanung der Kübliser Kraftwerkzentrale unter der Federführung des Puschlaver Fachingenieurs Gian-Paolo Lardi im Bereich Elektromechanik mitarbeiten», führt Langer aus. Von März bis Dezember 2005 wurde der Maschinensaal komplett umgebaut, und die sieben alten Maschinen wurden durch zwei neue Maschinengruppen ersetzt. «Es war für mich ein erhebender Moment, miterleben zu dürfen, wie den neuen Maschinen Leben eingehaucht wurde», erinnert er sich. Gian-Paolo Lardi kehrte daraufhin wieder nach Poschiavo zurück, und René Langer übernahm die Leitung des Instandhaltungsteams von Davos bis Landquart.

  • Im Hauptarm ist der Maschinensaal mit einer Giebelhöhe über dem Boden von rund 17 Metern untergebracht, 1922. Bild: Repower
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  • Das Gebäude der Kraftwerkzentrale weist einen kreuzförmigen Grundriss auf. In der Durchdringung der drei Gebäudearme befindet sich unter anderem auch der Kommandoraum, 1922. Bild: Repower
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Marke Repower

Auch beim neuen Kraftwerk Taschinas, mit dessen Bau im November 2008 begonnen wurde, durfte René Langer seine langjährigen Erfahrungen und sein umfangreiches Wissen im Bereich Elektromechanik miteinbringen. Im Frühling 2011 nahm das neue Kraftwerk seinen Betrieb auf. 2010 trat die Rätia Energie neu unter der Marke Repower auf. Diese Veränderung trage dem Wachstum der zunehmenden Internationalisierung der Unternehmensgruppe mit Sitz in Graubünden Rechnung, teilte das Vertriebs- und Dienstleistungsunternehmen im Energiebereich mit Schlüsselmärkten in der Schweiz und Italien in einem Schreiben Anfang April 2010 der Öffentlichkeit mit Vor drei Jahren hat laut René Langer erneut eine Umstrukturierung stattgefunden. Dabei ist die Ausführung Produktion und das Netz zusammengeführt worden. «Seitdem habe ich die fachliche Führung der Monteurengruppe inne», sagt er abschliessend.

Tag der offenen Tür

Anlässlich des Jubiläumsanlasses am Samstag, 23. Oktober 2021, von 10 bis 16 Uhr beim Kraftwerk Küblis, Bündemji 1, werden neben einer kostenlosen Festwirtschaft und weiteren Attraktionen für Gross und Klein auch Führungen durch das Kraftwerk angeboten. Mit von der Partie wird auch René Langer sein, der bestimmt einige Anekdoten zum Besten geben wird. Im Festzelt und auf den Kraftwerksführungen gilt die 3G-Regel. Parkplätze/Shuttlebus: Parkmöglichkeiten gibt es beim Marktplatz in Küblis sowie auf dem Sagaplatz an der Conterserstrasse. Ab dem Marktplatz fährt ein Shuttlebus zum Eventgelände. Weitere Infos: www.repower.com Vermerk 100 Jahre Kraftwerk Küblis.

ls