Bereits befallen mich grosse Zweifel. Tell ist Inbegriff des guten Schützen. Wenn man bedenkt, wie heilig das Schiesswesen in unserem Lande ist, so wäre es wohl ein gefährliches Unterfangen, den Nationalhelden zu ersetzen. Sämtliche Schützenvereine wären gegen mich, eine Welle der Empörung würde mich ins Abseits spülen oder ins Jenseits.
Unbestritten sind alle vier Erstgenannten Helden. Während Tell eine Sagengestalt ist, sind die anderen drei lebende Idole. So halte ich doch an meiner Idee fest. Also – Tell entfernen, auf der Vorderseite eines dieser Vorbilder. Schliesslich sind sie weltweit bekannt und beliebt. Das würde das Image der Schweiz aufbessern und weiter bekannt machen. Unsere Aushängeschilder sind ja nur Schokolade, Käse und Banken mit ominösen Machenschaften. Wir täten gut daran, den Ruf zu renovieren. Was ich nicht vergessen will – das sind die Frauen. Elisabeth Kopp als erste Bundesrätin käme auf dem Fünfliber in Frage, ebenso Gardi Hutter als Clownin. Beide würden den Kampf mit der Gleichberechtigung vorantreiben. Gardi, als Vertreterin der humoristischen Szene, würde den ernsthaften Sinn des Geldes etwas mildern, ins Lächerliche ziehen. Eine Volksabstimmung würde entscheiden, wer Vorrang hat.
Ehrlich gesagt – mir ist bei jeder Zeile unwohl. Bedenken über Bedenken. Bei Annahme dieser männlichen Halbgötter und irgendwo fünf Franken eingestanzt? Als ob die lebenden Personen mit Münzgeld, mit Kleingeld etwas zu tun hätten – fast eine Beleidigung. Und die Frauen? Will man das überhaupt? Dazu kommen weitere Gedanken der zweifelhaften Art. Soll ich Sportidole vergöttern? Was sind das für Riesensummen Geld, die da gehandelt werden? Ein regelrechter Markt von Sportlern ist weltweit vorhanden. Geld ist immer und überall zuoberst. Soll ich das hochjubeln. Immer mehr gerate ich bei meinen Überlegungen in eine Sackgasse. Lassen wir unseren Willi national zumindest vorläufig auf dem Fünfliber.
Versuche, diese Persönlichkeiten zu diskriminieren, in Frage zu stellen, ist wohl nur purer Neid. Doch – ich möchte kein Held sein. Das viele Geld, ich hätte nichts dagegen, aber der Rummel, nein danke. So verharre ich lieber in meinem etwas stagnierten Pensioniertenleben. Auf der Strasse kann ich mich frei bewegen. Niemand verlangt von mir ein Autogramm oder ein Selfie. Und die Moral von der Geschichte? Wilhelm Tell auf dem Fünfliber blickt gelassen in die Zukunft.