Ein sonntäglicher Probenachmittag Ende März in Schiers: Robina Steyer, Ballett- und Tanzlehrerin an den Musikschulen Landquart & Umgebung sowie Prättigau, gibt den jungen und jung gebliebenen Tänzerinnen klare Anweisungen. Sie zeigt Schrittfolgen, korrigiert Abläufe und Körperpositionen und weist auf hilfreiche Bodenmarkierungen hin. «Also nochmals von vorn, vamos a Cuba», so Steyer, drückt die Playtaste ihres Tablets und startet den musikalischen Background, der bestens zu Kuba passt: Salsa.
Ein Koffer als roter Faden
Kuba ist jedoch nur ein Ziel der Fantasiereise der Familie, die in 80 Minuten um die Welt reisen will. Und das kommt so: Mutter Marietta (Marietta Zanolari) kommt todmüde von der Arbeit nach Hause. Vater und Hausmann Giuseppe (Giuseppe Spina) hat es verpasst, ein Nachtessen auf den Tisch zu zaubern, das auch den beiden Töchtern Mika (Mika Zysset) und Madlaina (Madlaina Zanolari) schmeckt. Also kommt Plan B in Spiel – heisst, Lieblingspizzas bestellen. Wegen grosser Nachfrage werden diese jedoch erst in 80 bis 90 Minuten geliefert. Während der Wartezeit kommt ein Koffer ins Spiel, den Giuseppe auf dem Dachboden gefunden hat und der einst Begleiter für seine als Saisonangestellte arbeitende Grossmutter war. Was liegt da näher, als die damaligen Reiseziele der Nonna (und einige mehr) tänzerisch-gedanklich nochmals durchzuspielen. Wobei die Reisefamilie nicht alleine unterwegs ist, sondern von mehr als 40 Ballettschülerinnen der beiden Musikschulen begleitet wird.
Eine musikalisch-tänzerische Weltreise
Nach dem Start in Landquart geht die Reise über diverse europäische Länder weiter nach Russland und Indien. Ebenso auf dem Reiseplan stehen Nord- und Südamerika. Den musikalischen Rahmen für die tanzenden Mädchen bilden bekannte Klassikmelodien von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Camille Saint-Saëns oder Johann Strauss. Ebenfalls Teil des Programms werden orientalische Klänge und bekannte Pop-Hits sein. «Es sind im Ganzen 25 Choreografien, welche die Mädchen beherrschen müssen», erwähnt Steyer und weist darauf hin, dass die ersten Vorbereitungen für die Tanzproduktion bereits im letzten Sommer begonnen haben. Die Leiterin der Abteilung Tanz an den Musikschulen Landquart und Prättigau hat in Zusammenarbeit mit Giuseppe Spina, einem Absolventen der Dimitri-Schule und Schauspieler, eine rasante Tanzproduktion auf die Beine gestellt, deren Choreografien von witzigen Mundart-Textpassagen eingeleitet werden.
Ambitiöse Produktion
«Noch bleibt viel Arbeit bis zu den Aufführungsdaten», weiss Steyer und weist auf die geplanten zehn Tage Ende April hin, welche für letzte intensive Proben vorgesehen sind. Bis dann müssen auch die professionell gestalteten Kostüme und Bühnenrequisiten von Marisa Sturzenegger-Mayer und Laura Oertle aus dem Hause OEMA bereit sein. «Die Kostüme und Masken sollen die Eigenheiten und Farben der besuchten Länder wiedergeben – und das, ohne sich der kulturellen Aneignung zu bedienen», erzählt die Tanzpädagogin weiter. Dass eine Produktion in dieser Grössenordnung viel Engagement von Helfern und Profis verlangt und dementsprechend ihren «Preis» hat, weiss die Landquarter Musikschulleiterin Kristina Rohn. «Das Budget beträgt rund 180 000 Franken», rechnet sie vor und ist sehr froh, auf die Unterstützung von privaten Institutionen, von regionalen und nationalen Unternehmen sowie auf die öffentliche Hand zählen zu dürfen.