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Schweiz/Ausland
20.09.2025

Börsenminus trotz Zinssenkung

Nach den Leitzinssenkungen in den USA erholte sich laut Christopher Chandiramani die Schweizer Börse nach bröckligem Wochenstart.
Nach den Leitzinssenkungen in den USA erholte sich laut Christopher Chandiramani die Schweizer Börse nach bröckligem Wochenstart. Bild: Linth24
US-Notenbank senkte nicht ganz freiwillig Leitzinsen um 0.25 Prozent. Schweizer Börse bröckelte ab, erholte sich aber. SMI minus 0.7 Prozent: 12'110 Punkte. Gold auf Rekordniveau.

Die US-Notenbank Fed senkt Leitzins leicht. Seit Dezember 2024 hatte die Fed den Leitzins nicht verändert. Nun reduzierte sie ihn um 0.25 Prozentpunkte. Der Druck von Seiten des Präsidenten hatte zugenommen. Der Leitzins liegt nun in der Spanne von 4.0 bis 4.25 Prozent. Viele Marktbeobachter hatten damit gerechnet, nachdem sich der Arbeitsmarkt in USA deutlich abgekühlt hatte. Die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten stieg von 2.7 Prozent im Juli auf 2.9 im August.

Mitten in der Haushaltskrise in Frankreich hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft. Damit erschwert sie der Regierung in Paris die Finanzierung ihrer Staatsschulden. Die Bonität der zweitgrössten Volkswirtschaft in der Eurozone wurde von AA- auf A+ gesenkt.

Schwierige Zeiten für den Schweizer Handel mit den USA: Seit anfangs August gilt für die meisten Ausfuhren aus der Schweiz in die USA ein Zoll von 39 Prozent. Das trifft vor allem die Maschinen- und die Uhrenindustrie hart mit massiven Exportrückgängen. Schweizer Exporte in die USA sanken im August um fast ein Drittel. Pharmafirmen verlagern ihre Produktion zunehmend in den nordamerikanischen Markt. Auch die Ausfuhr von Schweizer Uhren nach China brach konjunkturell bedingt deutlich ein. Der Wert der Schweizer Ausfuhren durch Schweizer Firmen in die USA ist im August gegenüber dem Juli von 3.85 auf 2.65 Milliarden Franken zurückgegangen. Das ist ein Minus von 31 Prozent.

Immobilienkrise in China nach Absturz von Evergrande: Der Immobiliensektor verstärkt die Abwärtsspirale. Das Schicksal des verschuldeten Baukonzerns symbolisiert Chinas anhaltende Wirtschaftsprobleme. Was als Immobilienkrise begann, beeinträchtigt jetzt auch Konsum, Exporte und sogar die Schweizer Uhrenindustrie.

Die Schweiz unterzeichnet Freihandelsabkommen mit Mercosur-Staaten. Am Dienstag unterzeichnete Bundesrat ein Freihandelsabkommen mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay.

Unternehmensmeldungen

Paul Bulcke, VR-Präsident von Nestlé, legt sein Amt bereits zum 1. Oktober 2025 nieder und nicht erst an der GV 2026. Er entschied sich, vorzeitig zurückzutreten, nachdem Investoren ihn hart kritisiert hatten. Nach der Affäre um den fristlos entlassenen Ex-CEO Laurent Freixe wurde der Druck zu gross.

Das Schweizer Parlament hat eine Verzögerung bei den Eigenmittelregeln für Grossbanken UBS abgelehnt und einer entsprechenden Motion eine Abfuhr erteilt. Die Vorlage der Wirtschaftskommission verlangte, die einzelnen Massnahmen als Gesamtpaket zu betrachten. Stattdessen wird die künftige Regulierung wie vom Bundesrat vorgesehen, nicht gestaffelt umgesetzt. Unterdessen hat die UBS vorgeschlagen, den Hauptsitz in die USA zu verlegen.

Die Wettbewerbskommission Weko hat ihre Untersuchung gegen Swisscom eingestellt. Hintergrund ist ein Entscheid des Bundesgerichts vom März 2024, das eine frühere Sanktion wegen angeblichen Missbrauchs der Marktmacht aufgehoben hatte. Da die Folgeuntersuchung denselben Sachverhalt betrifft, wird das Verfahren nicht mehr weiterverfolgt.

Der Solarzellenhersteller Meyer Burger hat nun auch bei den Schweizer Gesellschaften und der Muttergesellschaft die Nachlassstundung weitergeführt. In Deutschland und in den USA wurde bereits Insolvenz angekündigt.

Gewinnwarnung: Der Verpackungskonzern SIG erwartet für 2025 einen leicht sinkenden Umsatz. Der bereinigte Ebitda und der Gewinn werden mit Sonderaufwendungen von EUR 75 bis 100 Mio. belastet. Die Dividende wird ausfallen.

Der grösste Börsengang des Jahres ist erfolgreich gestartet. Die SMG Swiss Marketplace Group (Ricardo, Tutti, Homegate) hat den Emissionspreis für ihren Börsengang bei CHF 46 je Aktie festgesetzt und eröffnete an der Börse leicht höher. Damit kam der Ausgabepreis am oberen Ende der Preisspanne von CHF 43 bis 46 zu liegen. Die Aktien werden ab Freitag kotiert und gehandelt. Die Aufnahme in den SPI erfolgt dann am Montag, 22. September.

Aussichten

Nicht nur in Frankreich, auch in der ganzen EU ist die Verschuldung gross, Deutschland, Italien und weitere Länder leben über die Verhältnisse und kämpfen mit grossen Budgetdefiziten. Die Verschuldung nimmt noch zu infolge der Mehraufwendungen für Verteidigung und Rüstung. Die grösste Gefahr geht aber von den USA aus, nicht nur wegen Zöllen, sondern auch wegen des zunehmenden Einflusses der Regierung auf die Notenbank, die Universitäten, die Medien und die amerikanischen Städte sowie die Einwanderungspolitik usw. Alles wirkt inflationär und ist auch schlecht für den Arbeitsmarkt, ein Eigentor. Unser Schweizer Export in die USA ist hart betroffen, besonders die Industrie, Maschinen, Halbfabrikate, Elektronik, vor allem KMU. Hinzu kommt noch die ausgeprägte Dollarschwäche. Für die kommenden Monate ist mit weniger Umsatz, Gewinn und Dividendenkürzungen zu rechnen, sofern Zölle auf dem gegenwärtigen Niveau verharren. Zinsen bleiben eher auf Talfahrt.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24